Bairisch g´redt - unsere Sprache, unser höchstes Kulturgut!

Betrachtungen zum "richtigen Bairisch"

Tracht und Bekleidung bekunden rein äußerlich, wie man zu seiner Heimat steht. Wichtiger ist m. E. die Sprache, die Auskunft über die regionale Herkunft eines Menschen ausdrückt. Zunächst gleich eine Vorbemerkung: Es wird immer wieder für die deutsche, regionenübergreifende Sprache die Bezeichnung HOCHDEUTSCH verwendet. Das ist schlichtweg falsch. Richtig dagegen ist hierfür die Bezeichnung SCHRIFTDEUTSCH. Unsere sprachverwandten Nachbarn, die Österreicher, Schweizer, Südtiroler, Luxemburger, Ellsässer etc. verwenden korrekt diese Bezeichnung. Die Umgangssprache, auf die sie übrigens sehr stolz sind, ist dann tirolerisch, steyrisch, weanerisch, schwyzerdütsch, alemanisch, lützelburgisch usw. So weit, so gut Nachstehende nur einige wichtige Merkmale und Elemente der bairischen Sprache:

 

Der Bayer geht niemals die Berge "hoch", sondern "hinauf oder nauf". Das ist auch in Schriftdeutsch falsch: Das Gegenteil von hoch ist nieder. Folgerichtig müßte man auch sagen: man geht die Berge "nieder". Ein sprachlicher Krampf, der nicht besser wird, wenn man ihn immer wiederholt. Ein sprachbewußter Bayer sagt auch nicht "Hallo!", sondern "Servus" oder "Griaß Di"! Und "Tschüss" schon gleich gar nicht. Er sagt auch nicht "Heiligabend" oder "Gold-Hochzeit", sondern "Heiliger Abend" und "Goldene Hochzeit" – so viel Zeit muss sein!

 

Und erst auf unseren Küchenzetteln und Speiskarten: Bei uns in Oberbayern gibt es halt keinen Quark (ein ekelhaftes Wort). Keine Karotten, rote Beete und Kohl, sondern den Topfen, die gelben Rüben, Ranna (auch rote Rüben) oder Kraut. Ja, auch das Rotkraut ist für den nicht farbenblinden Bayern nach wie vor ein Blaukraut. Auch der Blumenkohl ist bei uns daheim immer noch der Karfiol. Und die Pfifferlinge sind Eierschwammerl oder Reherl. Rinder- und Schweinebraten sollten gleichfalls von den Speiskarten verschwinden, sondern richtig durch Rinds- und Schweinsbraten ersetzt werden. Folgerichtig heißt es ja auch Kalbsbraten und nicht Kälberbraten. Und selbstverständlich legen wir unsere Feriengästen zum Frühstück keine "Brötchen" sondern Semmeln auf  d a s  Teller (von lat. tellarum - sächlich). Butter ist im  Bairschen wie bei den Italienern, Spanier und Franzosen maskulin, d. h. also  d e r  Butter. Dieser Butter wird bei uns auch nicht aufs Brot "geschmiert" (unappetitlich) sondern gestrichen.

 

Ja, "gucken" tut ein Bayern gar nie nicht (Achtung- doppelte Verneinung, wenn was schon überhaupt gar nicht geht). Bei uns "schaugt" oder schaut man. Übrigens, die bayerische Sprache ist farbig und vielseitig wie kaum eine andre. Zu den Wörtern "schauen oder sehen" gibt es übrigens zahlreiche Varianten. Hier nur ein paar Beispiele: luren, spechten, linsen, äugen, dagneissn, dableien etc.

 

Ganz schlimm ist die Verwendung des Imperfekt: Also niemals - "ich sagte" , sondern "ich habe gesagt"! Im Bayerischen, auch im Hoch-Bayerischen gibt es für die Vergangenheit ausschließlich nur den Perfekt! Punktum - perfekt! Anmerkung: Der Webmeister vermeidet sogar im Schriftverkehr überwiegend den Perfekt.

 

Das waren ja noch Zeiten, in denen wir unser altes Glump auf den Abfallhof oder zur Grafflgrube (letztere unbeaufsichtigt!) bringen konnten. Heute entsorgen wir unsere Zivilisationsreste auf dem "Recycling-Hof".

 

Aber vielleicht sollten wir da beim nächsten Trachten-"Event" mal ein "linguistisches Meeting" machen! Vielleicht erreichen wir dann das nötige "Feedback". Ja mir ist einer in der "Dschins" (übrigens eine nordbayerische Erfindung - früher bei uns Stallhose genannt), der noch ein gepflegtes Bairisch spricht, tausendmal lieber als einer, der sich seiner herkömmlichen Sprachwurzeln schämt.

 

"Gender-Deutsch" ???  Und noch abschließend: Das "Gender-Deutsch" unserer zeitgeistafinen Sprachpolizisten und Meinungsblockwarte in Politik und Medien geht in Bayern schon gleich gar nicht. Da müsste man die Werke sämtlicher Klassiker, Dichter, Schriftsteller umschreiben. Die Nibelungen-Sage, Walter von der Vogelweide, Martin Luther, Goethe, Schiller bis Georg Queri, Lena Christ, Ludwig Thoma, Herbert Schneider und tausend andere. Die Bibel nicht ausgenommen. Ja, pfui Deifi, da draht´s da glei an Mong um!